Dezember – „Die Kraft der Ordnung“


Der ursprüngliche deutsche Name des Monats Dezember war „Heiliger Monat“, „Wolfsmonat“, „Wendemonat“. Jetzt kommt der Winter im weißen Kleid und hüllt die gesamte Natur ein. Es herrscht Stille, eine geheimnisvolle verwandelte Landschaft tritt uns gegenüber von Eiskristallen und Eisbärten verziert. Die Äste der Bäume sind mit Schnee und Eis überzogen, nichts scheint mehr wie in der hellen Jahreszeit des Sommers. Die sommerliche Vielfalt verschwindet in der Einheit des Weiß. Jede Bewegung ist verlangsamt und erstarrt. Die Sonne erreicht zur Wintersonnenwende ihren tiefsten Punkt und alles Leben scheint wie ausgelöscht. Gleichzeitig beginnt in der Natur wieder eine verstärkte Aktivität der Bodenorganismen.
Am 21.12. ist der Tiefpunkt durchschritten, es geschieht eine geheimnisvolle Wende. Die Sonne steigt wieder an und mit ihr die Hoffnung der Wiedergeburt. Dies wird in dem uralten Fest der Lichtanzündung nachempfunden und heute als unser Weihnachtsfest in der christlichen Tradition gefeiert. Das Anzünden der Kerzen auf dem Lebens- oder Weihnachtsbaum soll das Geheimnis wachhalten, dass das Leben auch losgelöst von der festen Materie, wie sie der harte Winterboden verkörpert, existiert.
Der Kreislauf des Lebens beinhaltet die Forderung nach dem Loslösen von der Form und immer wieder nicht mehr lebensfähige Strukturen auszusortieren, ähnlich wie der Wintersturm alte Blätter und Äste hinwegfegt.
Die klare Luft, die klaren Sternennächte, wo unser Auge dem Himmlischen so nahe scheint, auch der strahlende, gleißende Schein des Sonnenlichtes gibt unserem Denken Klarheit. Nun ist die Zeit sich mit unserem Innenleben zu beschäftigen.Die Zeit der Rauhnächte,von Heilig Abend bis zu Heilig Drei Könige gilt als besondere Zeit zur mystischen Vertiefung, denn zu keiner Jahreszeit sind die großen kosmischen Tore am Himmel so weit geöffnet.
Der Dezember spiegelt uns die Widersprüchlichkeit des Lebens: dass etwas zu Ende geht und gleichzeitig etwas Neues beginnt.

Das astrologische Tierkreiszeichen dieses Monats ist der Steinbock. Er wird mit dem großen Ziegengott Pan in Verbindung gebracht. Er steht für die belebte und beseelte Natur. Er ist der Gott der Naturheiler und Seher, die im Einklang mit der Natur und dem Kosmos leben. Laut der Überlieferung von Plutarch ist Pan in jenem Augenblick gestorben als Christus geboren wurde. So endete die Zeit der alten Naturreligion und Mutterverehrung. Hier nahm die Individualisierung des Menschen mit seinem Streben nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit seinen Lauf. Im Steinbock zeigt sich einerseits das Festhalten am Vergangenen mit der Empfindung Teil eines Ganzen zu sein und andererseits der Drang nach Freiheit.
Das äußere Leben braucht Form und Struktur, um sich entwicklen zu können. Doch birgt dies auch die Gefahr der Verfestigung und Erstarrung in sich. Die Gegenkraft bildet die Auflösung und Erneuerung. Freiheit und Struktur zusammen zu führen ist die Aufgabe des Steinbocks: wer die Welt des unabhängigen Geistes kennt, kann spielerisch mit den strukturformenden Kräften umgehen.



Aus dem Himmel


Aus dem Himmel
Eine Erde machen
Aus der Erde
Einen Himmel
Wo jeder
Aus seiner Lichtkraft
Einen Stern ziehen kann

Rose Ausländer




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