Februar – „Die Kraft der Hingabe“
Der Januar galt als Männermonat, während die Germanen den Februar der zauber- und wetterkundigen
Göttin Goi (die Offene, Auftauende, Springende, Berstende) oder Gyja zuordneten. Ihr zu Ehren
fanden Frauenfeste statt. Die „Weiberfastnacht“ ist ein Relikt davon.
Mit Schwerttänzen feierten die Männer die Absicht, den jungen Jahresgott vor Unfruchtbarkeit zu
schützen. Januar und Februar wurden ursprünglich als Hornung, genauer noch junges Horn oder
altes Horn bezeichnet, weil beim Wild in dieser Zeit die Geweiherneuerung stattfindet. Das
Geweih ist wiederum ein Symbol der Fruchtbarkeit.
Bestimmt wird der Februar ganz vom Wasser und Fließen. Das Eis taut, der Schnee schmilzt, die
Bäche tragen viel Wasser ins Tal und es kann zu Überschwemmungen kommen. Auch die Säfte der
Lebewesen kommen in Bewegung. Man kann erste Frühlingblüher wie Haselstrauch, Schneeglöckchen
oder Märzenbecher entdecken. Durch die Feuchtigkeit quellen die Samenkörner in der Erde, die
Knospen werden weich und beginnen zu schwellen. Die Bauern beginnen mit den Vorbereitungen wie
Pflügen und Säen.
Im Februar ist die Zeit der Wende. Damit seine Kraft nun unterirdisch die Vegetation befruchten
kann, wurde der Winter in den uralten Faschingsriten förmlich ermordet: er wird begraben. Mit
Lärmen vertrieb man ihn und weckte die schlafenden Naturkräfte auf. In der Fastnacht, der Zeit
der Verwandlung werden die Werte auf den Kopf gestellt. Dies rührt aus der tiefen Erkenntnis,
dass alles Leben sich wandeln muss, wenn es erneut fruchtbar werden soll. Was wie der Winter
oben war, muss nach unten und was wie die Sonne unten war, muss nach oben. Das Leben kehrt sich
völlig um.
Durch die römische Kolonisation wurde aus dem Monatsnamen „Hornung“ das römische Sühnefest
„februa“ (februare bedeutet reinigen, sühnen, mit Feuer taufen). Das Reinigen war bei unseren
Vorfahren keineswegs nur mit dem „Abwaschen der Sünden“ verbunden, sondern insbesondere mit der
Vitalisierung für die Herausforderungen des neues Jahres. In unserer modernen Zeit spüren viele
Menschen den Drang, etwas für ihre Gesundheit zu tun und führen eine Entschlackungskur durch, um
sich innerlich und äußerlich zu reinigen.
Das Tierkreiszeichen der Fische ist eines der ältesten Symbole der Welt. Alles Leben kommt aus
dem Wasser: der Fisch als Lebensbringer und als Seelengeleittier, das den Menschen aus der
Unterwelt zur Oberwelt führt. Er bringt Weisheit und Wissen aus der Tiefe des Wassers. In der
Tiefe des Wassers liegt großer Reichtum, ihn zu heben ist allerdings mit großer Gefahr
verbunden. Sagen von dem Schatz im Meer oder der Schatztruhe kennen wir zuhauf in unserer
Kultur. Sie ist ein Symbol für die Sucht nach mehr Besitz, nach größerer Intensität des Lebens.
Bei dieser Suche gilt es viele Gefahren zu überwinden. Wer heil daraus hervorgeht, birgt eine
Weisheit in sich, die für den Einzelnen und die Menschheit erlösend wirken. Opfer und Erlösung
liegen hier nahe beieinander. Es ist kein Zufall, dass Jesus Christus das Zeichen der Fische
trug und sich selbst als Fischer bezeichnete.
Im germanischen Glauben ist das Zeichen der Fische mit der Großen Mutter- und Liebesgöttin
verbunden. Sie hieß Aphrodite, Ishtar, Astarte oder Herrin der Meere. In ihrem Tempel gab es
heilige Fischteiche. Sie spendete Fruchtbarkeit und war gleichzeitig verschlingend wie der
Ozean. Die Seele nimmt bei jeder Inkarnation einen Tropfen von diesem Ozean mit in ihr irdisches
Dasein, um der Erde und der Menschheit neues Leben zu bringen. Bei der Exkarnation nimmt sie
wieder einen Tropfen mit zurück in das große Meer der Muttergöttin. So ist diese Muttergöttin
nicht nur lebensspendend sondern auch verschlingend. Daher sahen unsere Vorfahren im Symbol der
Fische alles Schicksalhafte. Somit ist der Mensch mit seiner Verkörperung in den Weltenstrom
eingetaucht, sozusagen an seine Strömung gefesselt wie auch unsere Seele an unseren Körper
gebunden ist, solange wir inkarniert sind. Gleichzeitig spüren wir die Sehnsucht nach dem
unendlichen Urmeer des Seins, indem wir uns auflösen wollen, um allem Zwang und Leid zu
entkommen. Dies drückt das Bildzeichen der Fische beides aus: die Dualität des Lebens und der
Kreislauf des Seins. Es steht an der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling, ist deshalb
auch mit dem Thema Tod und Wiedergeburt verbunden und fordert uns zum Nachdenken auf.
Lichtmess
Stille Luft und eingewölkte Himmelskuppel, hinter deren
Lichter Alabasterwölbung steht mit silberklaren schweren
Strahlenschwertern ausgebreitet, abgedämpft und göttlich fern:
Der im Winterdunst verlorne,
Der ersehnte, neu geborne
Ungeheure Sonnenstern.
Ina Seidel